Endoskopische Praxis am Tegeler See
PD Dr. med. Jürgen Bauditz
Eisenhammerweg 20, 13507 Berlin
Krebserkrankungen und Krebsvorsorge
Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen stellen heute die häufigsten Todesursachen dar.
7 der 10 häufigsten Krebserkrankungen entstammen Bauchorganen:
- Darmkrebs
- Prostatakrebs
- Bauchspeicheldrüsenkrebs
- Magenkrebs
- Leberkrebs
- Nierenkrebs
- Speiseröhrenkrebs
Dazu: Gallenblasen- und Gallengangskrebs, Lymphome, Sarkome, Schilddrüsenkrebs
Mehr als 60 % aller Todesfälle an Krebs werden durch diese Erkrankungen verursacht.
Risikofaktoren für Krebs
1. Alter
Krebserkrankungen treten mit zunehmendem Lebensalter häufiger auf. Bis 40 ist das Risiko für eine Krebserkrankung vergleichsweise gering. Zwischen dem 1.-40. Lebensjahr liegt das Risiko, an Krebs zu erkranken, bei Männern bei 1:70, bei Frauen liegt es aufgrund von Brustkrebs, der häufiger auch bei jüngeren Frauen auftritt, bei 1:50.
Abgesehen von der Brustkrebsvorsorge wird für Jüngere daher im Allgemeinen keine Krebsvorsorge empfohlen. Eine Ausnahme stellen Familien mit Hinweisen für genetische Syndrome dar. Derartige Hinweise sind entweder zahlreiche Krebserkrankungen in der Familie oder Krebserkrankungen in jüngerem Lebensalter bei engen Verwandten.
2. Rauchen
Rauchen verursacht nicht nur Lungenkrebs, auch viele andere Krebsarten werden dadurch begünstigt, wie Krebs der Mundhöhle, des Kehlkopfes, der Speiseröhre, der Bauchspeicheldrüse, der Nieren, der Harnblase, der Gebärmutter, der Brust, des Knochenmarks und des Dickdarms.
3. Übergewicht
Übergewicht erhöht das Risiko für zahlreiche Krebserkrankungen. Dazu gehören:
- Leberzirrhose und Leberkrebs
Während früher langjähriger Alkoholkonsum die häufigste Ursache für Leberzirrhose und Leberkrebs in Deutschland war, stellt heute die chronische Fettleberhepatitis („NASH“, Non-alcoholic Steatohepatitis) und Fettleberzirrhose aufgrund von Übergewicht die häufigste Ursache von Leberkrebs dar.
Sowohl Alkohol als auch über viele Jahre bestehendes Übergewicht führen zu einer Leberverfettung bzw. Fettleber (bei der 50% der Leber aus Fett besteht). Die Fetteinlagerungen in der Leber führen zu einer chronischen Entzündungsreaktion. Manchmal führt dies zu einem Druckgefühl im rechten Oberbauch, zumeist jedoch verläuft der Prozess gänzlich unbemerkt.
Die Entzündung führt über Jahre zunächst zu einer Zunahme von Bindegewebe (Vernarbung bzw. Fibrosierung, sog. Leberfibrose) in der Leber, bis bei zunehmender Vernarbung die Schwelle zur Leberzirrhose überschritten wird. Sobald eine Leberzirrhose vorliegt, besteht das Risiko von Leberkrebs.
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Leberzirrhosen im Frühstadium nur selten korrekt festgestellt werden. Bei Routineuntersuchungen wird die Zirrhose oft übersehen, wodurch sich erklärt, dass in bis zu 50% der Fälle Leberkrebs diagnostiziert wird, ohne dass vorher eine Lebererkrankung bekannt war. Auch haben Sektionsstudien in Deutschland bereits in den 1990er Jahren gezeigt, dass am Ende des Lebens 9% aller im Krankenhaus verstorbener Patienten mindestens Frühstadien einer Leberzirrhose aufweisen. Bei Vorliegen eines Altersdiabetes oder Diabetes Typ II liegt fast immer eine Fettleber vor, Studien zeigen, dass hier ebenfalls ein erhöhtes Risiko besteht, an Leberkrebs zu erkranken.
Die Diagnose einer frühen Leberzirrhose kann jedoch durch einen spezialisierten Ultraschall der Leber erfolgen, weitere Untersuchungen sind nur selten erforderlich.
Aus mehreren Gründen ist es wichtig, ein Frühstadium einer Leberzirrhose zu erfassen. 1. Ein Fortschreiten der Erkrankung kann verhindert werden, 2. Bei Operationen besteht ein erhöhtes Risiko von Narkose- und Blutungskomplikationen, die durch Kenntnis der Erkrankung vor OP minimiert werden können und 3. sollte eine Krebsvorsorge erfolgen.
Für Patienten mit Leberzirrhose ist eine Krebsvorsorge möglich! In diesem Fall sollte die Leber zumindest 1x jährlich mittels Ultraschall auf Zeichen für Leberkrebs untersucht werden.
Weitere durch Übergewicht begünstigte Krebserkrankungen sind:
- Brustkrebs
- Speiseröhrenkrebs
- Prostatakrebs
- Darmkrebs
- Bauchspeicheldrüsenkrebs
- Nierenkrebs
- Gebärmutterhalskrebs
- Schilddrüsenkrebs
- Magenkrebs
4. Übermäßiger Alkoholkonsum
Tatsächlich existieren zahlreiche experimentelle und epidemiologische Studien, die zeigen, dass ein geringer Alkoholkonsum möglicherweise günstige Effekte hinsichtlich des Risikos für Herz-Kreislauferkrankungen aufweist. Dies gilt jedoch für maximal 1(-2) „Drinks“ (z.B. ein Glas Wein) pro Tag, bei Frauen liegt die Obergrenze bei max. 1 Drink/Tag.
Regelmäßiger Alkoholkonsum in größeren Mengen erhöht jedoch das Risiko für Leberkrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Speiseröhrenkrebs, weiterer Krebserkrankungen sowie auch von Herz-Kreislauferkrankungen.
5. Infektionskrankheiten
Die Helicobacter pylori-Infektion des Magens stellt den wichtigsten Risikofaktor für Magenkrebs dar. Durch die heute übliche Behandlung von Helicobacter-Infektionen mittels Antibiotika ist Magenkrebs die einzige Krebsart, die seit einigen Jahrzehnten zunehmend seltener auftritt.
Die prozentuale Wahrscheinlichkeit einer Infektion entspricht in Deutschland in etwa dem Lebensalter, in Entwicklungsländern liegt sie bereits bei Jüngeren wesentlich höher. Die Infektion wird zumeist in der Kindheit erworben, jedoch ist auch eine Infektion als Erwachsener möglich.
Die gezielte Behandlung der Helicobacter-Infektion mittels einer 1-wöchigen Antibiotikagabe reduziert das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, um 55%.
Studie: Magenkrebs und Helicobacter pylori Behandlung
Eine chronische Virushepatitis B oder C erhöht das Risiko für Leberkrebs und stellt weltweit neben der ernährungsbedingten Fettleberhepatitis die häufigste Ursache für Leberkrebs dar. Dieser ist weltweit die fünfthäufigste Krebserkrankung.
In Japan tritt Leberkrebs aufgrund von Hepatitis B und C derart häufig auf, dass dort Leberkrebs-Vorsorgeprogramme ähnlich unserer hiesigen Darmkrebsvorsorge existieren. Diese konnten die Heilbarkeit von Leberkrebs dramatisch verbessern.
In Deutschland liegt offiziellen Schätzungen zufolge die Zahl der unerkannt Hepatitis C-Infizierten zwischen 500.000 – 1 Million.
Muttermundkrebs (bzw. Gebärmutterhalskrebs, Cervixkarzinom), Analkarzinom (Enddarmkrebs) und viele Karzinome des Hals- und Rachenbereichs werden durch eine lokale chronische Infektion mit HPV-16 (Humanes Papillomavirus 16) verursacht. Mittlerweile liegt hierfür ein Impfstoff vor, weshalb die überwiegende Zahl dieser Krebsarten für kommende Generationen keine Bedrohung mehr darstellen werden.